Stadler-Werk für Akkuzüge in Rendsburg
Reduzierung von Kohlendioxidemissionen durch den Einsatz innovativer Wärmepumpentechnik
Der schweizerische Zughersteller Stadler hat nach einer Bauzeit von 19 Monaten ein hochmodernes Instandhaltungswerk für seine batteriebetriebenen Züge des Typs FLIRT Akku in Rendsburg, Schleswig-Holstein, eröffnet. Auf einem 77.000 Quadratmeter großen Grundstück im Norden der Stadt wurde eine Anlage errichtet, die speziell auf die Wartung und Reparatur dieser innovativen Zugflotte ausgelegt ist. Neben einer Fahrzeughalle mit zwei Gleisen, Gruben und Dacharbeitsständen gehören auch Werkstätten und eine Außenreinigungsanlage zur Ausstattung.
Für uns war klar, dass für ein solch regeneratives Produkt auch die Haustechnik nachhaltig sein muss. Für uns begann ein aufregendes von Überzeugungsarbeit begleitetes Projekt, welches heute zu den modernsten und klimaneutralsten Industriegebäuden Norddeutschlands gehört.
Ursprünglich waren Deckenlufterhitzer für die Beheizung der Wartungshalle vorgesehen, diese ersetzten wir durch Deckenstrahlplatten. Die hocheffiziente 300 KW Luftwärmepumpe, welche wir während des Bauprozesses in die Planung einbrachten, garantiert die Beheizung über die Deckenstrahlplatten und ermöglicht im Sommer eine indirekte Kühlung der Wartungshalle.
Wir nutzen so die Energie der WP ganzjährig optimal aus. Geplant war ein BHKW mit einem Spitzlastkessel, welcher von einem Dienstleister zur Verfügung gestellt worden wäre, die Abrechnung sollte über einen jährlichen Grundbetrag und über die verbrauchten KW/h erfolgen einschl. aller Verluste. In der Heizzentrale installierten wir eine hochmoderne Trinkwarmwasserwärmepumpe, was in der Ursprungsplanung auch nicht so vorgesehen war. Die Wärmequelle ist die Abwärme aus der Heizzentrale mit seinem 4000 Liter Heizungspufferspeicher und dem dazu gehörenden Heizungsverteiler. Die Abluft geht gekühlt und getrocknet in den Raum zurück. Die RLT-Anlage ist nicht an die zentrale Wärmeversorgung angeschlossen. Die Vorerwärmung für die Lüftungsanlage erfolgt über ein hocheffizientes Wärmerückgewinnungssystem, welches die Abwärme zu ca. 76 % nutzt. Über ein Change-Over-Register wird mit 2 Luftwärmepumpen die Temperatur auf das benötigte Soll gebracht.
Somit können wir warme Luft im Winter sowie als auch kühle Luft im Sommer einbringen, ohne zusätzliche Aggregate zu verbauen. Apropos angenehmes Raumklima – natürlich bekamen die Büros und die Server-/Technikräume eine individuelle Kühlung – in diesem Fall durch Klimasplittanlagen, die genau auf die Anforderungen der einzelnen Einsatzbereiche abgestimmt wurde. Für die verschiedenen Reinigungs- und Wartungsprozesse benötigt das Instandhaltungswerk natürlich auch Druckluft. Hier durften wir die Gesamtanlage – nämlich vom Erzeuger bis hin zu den einzelnen Verbrauchern in Form einer hocheffizienten BAFA förderfähigen Druckluftanlage liefern.
Damit die Wartung und Instandhaltung der Akkuzüge ganzjährig sichergestellt werden kann musste eine Gleisbettheizung her, die bei Vereisung den Abtauprozess anschiebt und somit den sichereren und reibungslosen Schienenverkehr im Werk sicherstellt. Abgebildet und gesteuert werden alle Anlagen durch eine komplett webbasierte Mess-Steuer-Regeltechnik (MSR) – durch deren Einsatz alle Parameter zu jeder Zeit und von überall aus überwacht, eingestellt und an die individuellen Bedürfnisse des Werkes angepasst werden können. Die Wärmepumpe nutzt erneuerbare Energiequellen und trägt maßgeblich zur Reduktion des CO₂-Fußabdrucks des Werks bei, was perfekt zu den emissionsfreien FLIRT Akku Zügen passt und ganz nebenbei wird durch die Nutzung des grünen Stroms aus Schleswig-Holstein (Windkraft und Sonnenenergie) und eigener PV-Anlage, eine komplett klimaneutrale TGA-Installation sichergestellt – Stadlers Beitrag zur Dekarbonisierung für die kommende 30 Jahre.
Bei der feierlichen Eröffnung, an der unter anderem Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen und Dr. Arne Beck, Geschäftsführer des NAH.SH, teilnahmen, wurde die Bedeutung der neuen Anlage für die Klimaschutz-Ziele hervorgehoben. Die Anlage schafft 30 neue Arbeitsplätze und ist ein wichtiger Schritt zur Stärkung der regionalen Infrastruktur im Schienenverkehr.
Die FLIRT Akku Züge sind für Strecken ohne oder mit nur teilweiser Elektrifizierung konzipiert und können ihre Batterien sowohl während der Fahrt als auch an elektrifizierten Endhaltepunkten aufladen. Zusätzliche Energie wird durch die Rückgewinnung der Bremsenergie gespeichert. Stadler garantiert eine 30-jährige Instandhaltung dieser Züge, was ihre Zuverlässigkeit und Effizienz sicherstellt. Daniel Baer, Divisionsleiter Service der Stadler Rail Group, zeigte sich stolz über die Eröffnung der ersten Werkstatt für Akkuzüge und betonte die lange Lebensdauer sowie den nachhaltigen Nutzen der FLIRT Akku Zugflotte. Edzard Lübben, Geschäftsführer der Stadler Rail Service Deutschland GmbH, würdigte die hervorragende Teamarbeit und sieht die Eröffnung als wichtigen Meilenstein für die Region. Das neue Instandhaltungswerk in Rendsburg ist somit nicht nur eine bedeutende Investition in die Zukunft des emissionsfreien Schienenverkehrs in Deutschland, sondern auch ein starkes Signal für nachhaltige Mobilität und wirtschaftliches Wachstum in Schleswig-Holstein.